Ich mache mir gerade Gedanken, viele, wie so oft.
Aber wahrscheinlich aufgrund einer aktuellen Phase, mache ich mir gerade vordergründige Gedanken über das Menstruieren. 

Habt ihr diesen Vergleich auch schon gehört? 
Hierbei wird menstruieren gern mit rasieren müssen, verglichen.

„Wir sollen uns gefälligst nicht so anstellen wegen diesem bisschen bluten, schliesslich müssen sich die Männer auch rasieren.“
Auch wenn mir dieser Spruch als lustiges Witzchen verpackt ins Gesicht fliegt, löst er je nach Situation leichte bis mittlere Aggression in mir aus.
Sei dies doch vergleichbar, da man sich das Rasieren ja auch nicht ausgesucht hat und es trotzdem tun muss. Hallt es gern aus den männlichen Reihen, wenn Frau mal unpässlich ist, weil sie gerade blutet.

Ist „etwas tun müssen“ und „etwas passieren lassen müssen“, tatsächlich gleichzusetzen? 

Das Rasieren, ein höchstens einmal täglich, ca. 15 Min (ich muss ehrlicherweise zugeben, dass ich nicht 100% sicher bin, ob die 15 Min. richtig sind, aber vom Gefühl her kommt es hin) dauerndes Ritual, um den fröhlich spriessenden Gesichtshaaren Herr zu werden. 
Dieser Vorgang bedingt eine vorgängige Entscheidung dies zu tun oder es zu lassen.
Lässt dies Mann lieber bleiben, wächst im ein Bart, ein wild wuchernder, wenn er sich rein gar nicht darum kümmern mag. Mit anderen Begleiterscheinungen hat er jedoch nicht zu rechnen. 
Mit Begleiterscheinungen kann hingegen der rasierende Mann gelegentlich zu kämpfen haben. Schnitte im Gesicht und brennendes Rasierwasser sind sicherlich nicht all zu angenehm.

Jedoch, mit diesem täglichen Prozedere ist diese Sache dann auch schon passé, nichts vorher nichts nachher, that’s it. 
So ca. ab dem 18. Lebensjahr kann sich Mann entscheiden ob ihm ein glattes oder ein bärtiges Kinn mehr behagt. 

Schauen wir uns im Vergleich das Menstruieren an:

Ein Prozess der keiner Entscheidung unterliegt. 
Eine Frau (ein Frauenkörper, um niemandem zu nahe zu treten) menstruiert, ob ihr das nun behagt oder nicht. Die Frau blutet ob es in ihr Weltbild, Schönheitsideal oder was auch immer passt, sie blutet.

Natürlich hat Frau in der heutigen Zeit die Möglichkeit, dem „lästigen Übel“ auf pharmazeutischem Weg zu begegnen. Auf diesem Weg hat sie zwar die Möglichkeit die Blutung loszuwerden, nimmt damit aber ein gesundheitliches Risiko auf sich. Hormonell einzugreifen kann unangenehme bis gefährliche Begleiterscheinungen mit sich bringen. 
Diese reichen von Kopfschmerzen, Gewichtsveränderung, Lustlosigkeit, Gefühlsverlust, Ödemen, über ausgewachsene Migräne und Depressionen, bis hin zu lebensbedrohlichen Folgeerkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt und die Begünstigung verschiedener Krebserkrankungen. 

Ein hoher Preis um nicht zu bluten (und ungewollt schwanger zu werden) wie mir scheint.

Bleibt Frau mehr oder auch weniger auf natürlichem Kurs, blutet sie im Schnitt ab ihrem 13. Lebensjahr bis ca. zu ihrem 55., also gerundet 40 Jahre ihres Lebens, blutet sie einmal im Monat, während mehreren Tagen. 

Für die einen verläuft das Ganze ziemlich sanft, das Blut fliesst ohne weitere Beschwerden. Andere Frauen leiden über Tage, unterschiedlich ausgeprägt, an Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Gemütsverstimmungen, Rückenschmerzen, Übelkeit und Müdigkeit. 
Egal wie Frau ihre Blutungen erlebt, was sie auf jeden Fall muss, ist sich mit der Blutung zu arrangieren. Wie sie mit dem Blut an sich umgeht, das unterliegt ihrer Entscheidung.
Verwendet sie Binden, Tampons, Cups, Disc, Schwämmchen oder lässt es frei laufen, darüber kann sie entscheiden. Wie stark und wie lange sie blutet, das liegt jedoch schon wieder nicht in ihrem Entscheidungsspielraum.

Die besagte Menstruation, ist jedoch nur eine Teilstrecke im weiblichen Zyklus.
Grob kann der weibliche Zyklus in vier Phasen unterteilt werden:

  • Frühling, vor dem Eisprung, viel Energie, Aufbruchsstimmung, Neues anreissen, Folikelphase.
  • Sommer, Eisprung (fruchtbare Tage), viel Energie, lustvoll, unternehmungslustig, Ovulationsphase.
  • Herbst, nach dem Eisprung, weniger Energie, wechselhaft, Zeit der Zweifel, Lutealphase.
  • Winter, während der Blutung, wenig Energie für Aussenaktivität, Innenschau, Menstruation.

Diese vier Phasen durchläuft Frau monatlich oder mondlich wäre hierbei eigentlich treffender.

Frau zu sein bedingt, einem immer währenden, inneren Wandel unterstellt zu sein. Und gerade jetzt habe ich mir die Frage gestellt ob „unterstellt“ wirklich das richtige Wort dafür ist. 

Und ja, ich finde schon.

Ich kann es mir nicht aussuchen, ob mir rein zyklusbedingt die Sonne aus meinem Allerwertesten scheint oder ob ich den ganzen Tag scheinbar ohne Grund heulen könnte.

Ich muss es möglichst gelassen hinnehmen, wenn mein Körper schon mal nach 14 anstatt den „üblichen“ 28 Tagen findet, es ist ihm gerade nach bluten.

Ich sollte es möglichst mit Humor nehmen, wenn mir während der Arbeit oder beim Spazieren mein Moon-Cup überläuft und ich spüre wie sich eine unangenehme Wäre in meinem Slip ausbreitet.

Glücklicherweise gehöre ich nicht zu den unzähligen Frauen, welche unter so grossen Menstruationsschmerzen leiden, dass sie ein oder mehrere Tage out of Order sind. Alle sie könnten gut darauf verzichten, mit Schmerzen brach zu liegen.

Ja, all dem und noch vielem mehr sind Frauen auf diese Weise unterstellt.
Frau sein bedeutet von Natur aus, einiges auszuhalten, wofür sie sich nie entscheiden konnte.

Also wer zünftig mal wieder zu diesem abwertenden Vergleich greifen möchte. 
Bitte lass es! 
Damit gewinnst du bei keinem Menschen mit Menstruationshintergrund einen Bonuspunkt.

Viel hilfreicher wäre es, anzuerkennen welche Mehrleistung ein weiblicher Körper naturgegeben erbringt, Schwangerschaft und Geburt haben wir hierbei noch nicht einmal berücksichtigt.
Frauen sind sensible Wesen, abwertende Bemerkungen (wenn auch lustig gemeint), hinterlassen nie ein prickelndes Gefühl.
Vielmehr wünscht sich wohl jede Frau gesehen zu werden als Frau, in ihrem ganzen Frau sein. Verstanden zu werden, in ihrem steten Wandel. 

Da gibt es noch viel aufzuarbeiten, was in Vergessenheit geraten ist.